„la dolce vita“ – Konzert des Kammermusikfestival Sylt

Barock, Oper und Kino: sicherlich die drei besten Visitenkarten des musikalischen Italiens. Ein Land mit unglaublichen Kunstschätzen, zauberhaften Landschaften und Inspirationsquelle für Künstler*innen aus allen Bereichen: bildende Künste, Literatur, Kochkunst, Gelato… Aber auch die Heimat unzähliger Komponist*innen, die die europäische Musikgeschichte entscheidend geprägt haben. Hier natürlich nur eine kleine, aber besondere Kostprobe!

Aus einer bis ins Mittelalter zurückreichenden adligen Familie aus dem Stadtviertel Trastevere in Rom stammend, ist der 1700 geborene Ermenegildo del Cinque der Einzige, der in Erinnerung geblieben ist. Als Dichter und Maler sehr kunstaffin und wenn auch „nur“ als Amateurmusiker, so war er doch kompositorisch überaus produktiv. Selbst unter Cellist*innen ist er immer noch weitgehend unbekannt, obwohl er ein enormes und beachtenswertes Repertoire an Cello-Sonaten hinterlassen hat.

Ebenso der italienische Cellist Giuseppe Marie Clemens Dall’Abaco, der in seinem langen Leben – er wurde stattliche 95 Jahre alt – zahlreiche graziöse und dennoch dem Barockstil seiner jungen Jahre und seines Vaters verhaftete Stücke für sein Instrument schrieb. Die elf Capricci für Cello solo zeigen eine Virtuosität auf einem Instrument, dessen er ein wahrer Meister war und in seiner Zeit dafür sehr bekannt.

Das lyrische Belcanto hat u.a. mit Rossini, Donizetti, Verdi und Puccini die italienische Oper in der Welt groß gemacht, so dass sie auch jetzt aus keinem Opernhausspielplan wegzudenken ist. Dieser Stil wurde Referenz und zugleich Gegenstand der Sehnsucht für viele Komponist*innen, die nach Italien reisten und dort Zeit verbrachten. So wird der Blick hier einmal „von außen“ auf die Italienische Oper gelenkt. Bis nach Russland hat die Ästhetik und der Gesangsstil des italienischen Belcanto auswärtige Komponisten wie Strawinski und Tschaikowski beeinflusst.

Auch der russische Komponist Michail Glinka ging 1830 nach Italien und lebte dort drei Jahre lang. Er studierte in Neapel und lernte in Mailand Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti kennen. Das „Trio Pathetique“ zeigt seine dort erworbenen Kenntnisse über die italienische Oper und ist hörbar geprägt vom Belcanto: molto cantabile und theatralisch. Man vermag geradezu der Handlung auf der Bühne zu folgen, mit allen Elementen, die stereotypisch sind für eine erfolgreiche italienische Oper: Ouvertüre und Schlussakt, leidenschaftliche Dialoge zwischen einer Sopranistin und einem vor Liebe dahinschmelzenden Tenor, der weise Bass, unterstützende Chormelodien, die große Arie, hinterhältige Strippenzieher, die flüsternd aus der Deckung hervorlugen…  

Der ebenfalls russische Komponist und Pianist Rodion Shchedrin bezieht sich im Satz „Spielen wir eine Oper von Rossini“ auf den ganz eigenen Stil des italienischen Opernkomponisten. Die „Drei heiteren Stücke“ sind, wie der Titel schon sagt, tatsächlich nicht ganz erst gemeint, sondern nehmen uns -und Rossini!- in ihrer augenzwinkernden Parodie liebevoll auf den Arm und regen uns zum Lachen an. 

Der „Vollblut-Italiener“ Nicoló Paganini, berühmtester Violinvirtuose seiner Zeit, war sicherlich auch ein großer Verfechter des “Dolce Vita” – mit Lebensfreude und Genuss. Es heißt, sein äußeres Erscheinungsbild und seine brillante Spieltechnik hätten ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Ikone gemacht. Und mit seinen 24 Capricci hält er seitdem weltweit alle Violin-Solist*innen im wahrsten Sinne des Wortes beschäftigt.

International bekannte und preisgekrönte Komponisten wie Nino Rota oder Ennio Morricone sind untrennbar mit der Tradition des italienischen Kinos verbunden, mit der legendären Cinecittà und seinem Kult-Regisseur Fellini, dem wir auch den Titel der Festivaledition 2016 zu verdanken haben. Das brillante Trio für Klarinette, Cello und Klavier von Nino Rota, leider viel zu selten in den Konzertsälen gespielt, zeigt die „seriöse“ Seite des Komponisten und beweist sein Können über seine Genialität in der Filmmusik hinaus, in der er nicht zuletzt als Oscar-Preisträger sehr viel bekannter war.

Rota lebte und arbeitete wie Ermenegildo de Cinque in Rom – und so schließt sich der Kreis in der italienischen Hauptstadt voll Geschichte und Tradition. Und der kulinarische Genuss darf natürlich nicht fehlen, wenn man über Italien erzählt: Genießen Sie ein Gelato, serviert von unserem geliebten und stets sonnig gelaunten Festivalkoch Ronny!

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Datum

26.07.2022
Abgelaufen!

Uhrzeit

15:00
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